»start the talk« Vol. 2 – unsere 12 Takeaways

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Piroska Poltéra

Piroska Poltéra

Am Donnerstag, 24. Juni 2021 teilten Gründer:innen der Start-ups Ava, GetYourGuide, Luckabox und Amorana ihre persönlichen Erfahrungen aus der Unternehmerwelt und wie sie Stolpersteine überwunden haben – live vor Ort im Impact Hub Zürich. Das Publikum lauschte der Diskussion mit voller Konzentration. Wer nicht dabei war, hat etwas verpasst.

»Start the Talk« zum zweiten mal durchgeführt

Zum zweiten Mal hiess es »start the talk« – ein Diskussionsformat von Previon und Badertscher Rechtsanwälte, das Insight-Stories aus der Welt des Unternehmertums in einem kleinen, persönlichen Rahmen präsentiert. Was das Format in der heutigen Zeit zudem speziell macht: »start the talk« ist ein purer Live-Event – ohne Möglichkeit zur Remote-Teilnahme. Durch den Abend führten Angela Fioroni (Previon) und Piroska Poltera (Badertscher Rechtsanwälte).

Hochkarätige Gäste aus der Start-up Szene

Die vier Gäste sind Gründer:innen von Start-ups, die in den letzten Jahren zu namhaften Grössen in der Schweizer Start-up Szene geworden sind. Entsprechend konnten die vier sehr spannende Insights mit dem Publikum teilen:

Pascal König, Ava Women
Aike Festini, Luckabox Logistics
Lukas Speiser, Amorana
Tobias Rein, GetYourGuide

Die 12 grössten Takeaways

1. Der Anfang: ein echtes Bedürfnis aufgreifen

Alle vier Start-ups sind aus der Motivation entstanden, ein echtes Problem zu lösen, dass die Gründer:innen entweder selber erfahren haben oder im Markt aufgegriffen haben. Diese Outside-in Perspektive sehen sie als wichtigen Grundstein, um ein erfolgreiches Start-up zu aufzubauen. Auch wenn das ursprüngliche Ziel mal ein baldiger Exit gewesen sein mag, sollte man den Erfolg der eigenen Firma nicht alleine davon abhängig machen und Geduld haben, wenn es dann doch ein, zwei Jahre länger dauert als geplant.

»Ein Start-up muss ein echtes Bedürfnis aufgreifen.«

Pascal König

Ava Women

2. Immer wieder den Fokus schärfen

Gründer:innen sind oft Menschen mit vielen Ideen. Daher ist oft auch Ablenkung nicht weit, erzählte Tobias Rein. Ein wichtiges Learning ist hier, immer wieder aufs grosse Bild heraus zu zoomen und den Fokus zu schärfen, erzählte Lukas Speiser. Wenn man doch einmal eine Richtung eingeschlagen hat, die nicht auf die Gesamtvision einzahlt, lohnt es sich, schnell zu reagieren und den Kurs zu korrigieren, so Aike Festini, Gründerin von Luckabox. Pascal König bestätigte, dass Ava gerade in der Anfangsphase einen starken technischen Fokus hatte, anstatt sich auf das Marktbedürfnis zu konzentrieren.

»Im Moment des Launches musst du dich noch ein wenig für dein Produkt schämen, sonst bist du zu langsam.«

Pascal König

Ava Women

3. Schnell am Markt sein geht über ein perfektes Produkt

Pascal König sprach weiter von einem Problem, das wohl viele von uns kennen: Es gehört zur Schweizer Mentalität, erst ein tolles, perfektes Produkt entwickeln zu wollen, bevor es im Markt getestet wird: »Im Moment des Launches musst du dich noch ein wenig für dein Produkt schämen, sonst bist du zu langsam«. Hier gilt der bewährte Ansatz »fail fast«.

»Gründer haben viele Ideen und werden leicht abgelenkt. Den Laser-Fokus muss man lernen.«

Tobias Rein

GetYourGuide

4. Das richtige Gründer-Team ist zentral

Die richtigen Mit-Gründer:innen an Bord haben zu wollen, klingt logisch, ist aber besonders wichtig, weil es später nur schwer geändert werden kann. Dafür sollte man sich besonders viel Zeit nehmen, so Pascal König, und das Vesting* lieber über sechs statt vier Jahre machen. Er fügte hier an, dass technische, persönliche und Gender-Diversität ein grosses Plus sind – bei gleichzeitigem Vertrauen und gemeinsamen Grundwerten. Die Panel-Gäste betonten, dass ein pragmatisches Problemlösungsverhalten innerhalb des Gründerteams sehr wichtig sei.

*Vesting: Vesting ist ein Mechanismus, mit dem die Gesellschaft einen Teil der Anteile eines Gründers oder einer Gründerin einziehen kann, wenn diese/r das Start-up vorzeitig verlässt. Dadurch soll verhindert werden, dass diese/r Jahre später voll an einem erfolgreichen Exit partizipiert, obwohl er oder sie nicht über die gesamte Zeit zum Erfolg beigetragen hat.

»Verschiedene Arten der Diversität im Gründerteam sind ein Vorteil: technische genauso wie Gender-Diversität.«

Pascal König

Ava Women

5. Die richtigen Anreize bringen die richtigen Talente

Die richtigen Mitarbeiter:innen zu finden, ist für jedes Unternehmen eine Herausforderung. Obschon Mitarbeiter:innen in Start-ups oft Firmenanteile möchten, bleibt dies meist ein paar wenigen vorbehalten, die für das Start-up zentral sind. Mitarbeiter:innen sollten also intrinsisch motiviert sein und den Lohn nicht an oberste Stelle setzen. »Zu lange Lohnverhandlungen zeigen meist, dass kein Match entsteht.«, kommentierte Aike Festini. Sie wies aber gleichzeitig darauf hin, dass das Start-up im Gegenzug auch etwas bieten muss: Zum Beispiel gesunde Firmenwerte und eine Umgebung, in der Menschen gerne arbeiten. Tobias Rein hat die Erfahrung gemacht, dass GetYourGuide bereits höhere Löhne bezahlen muss, weil sie nicht mehr wirklich als Start-up gelten. Ava hat vor ein paar Jahren einen Teil des Geschäfts nach San Francisco in den USA verlegt. Dort sind zwar die Einstiegslöhne tiefer als in der Schweiz, die Löhne hochqualifizierter Fachkräfte jedoch liegen weit über dem Schweizer Durchschnitt. Zwei Panelists wiesen darauf hin, das Tech-Spezialist:innen, die tiefere Löhne in Kauf nehmen, weil sie es »cool« finden, in einem Start-up zu arbeiten, nicht immer die benötigte Leistungsbereitschaft mitbringen.

»Manche wollen in einem Start-up arbeiten, weil es cool ist, wollen aber die benötigte Arbeit nicht reinstecken.«

Aike Festini

Luckabox Logistics

6. Finanzierungsrunden I: länger mit Angel Investors zusammenarbeiten

Zum Thema Finanzierungsrunden wurden besonders viele Learnings ausgetauscht. Beispielsweise kann es sich lohnen, etwas länger mit Business Angels zusammenzuarbeiten, da sich mit dem Eintritt einer Venture Capital Firma im Unternehmen einiges ändert: das Alltagsgeschäft wird ernsthafter und es gibt mehr strukturelle Vorgaben. Angel Investors bringen oft »smartes« Geld ins Start-up und sind motiviert, gemeinsam mit dem Gründerteam etwas aufzubauen. Ähnlich wie bei der Auswahl der Mit-Gründer:innen ist auch hier eine sorgfältige Auswahl wichtig.

»Ein Investor wählt dich aus, aber genauso wählst auch du den Investor aus.«

Lukas Speiser

Amorana

7. Finanzierungsrunden II: der Fokus variiert von Runde zu Runde

Gerade bei Tech-Firmen gibt es oft sechs bis sieben Investitionsrunden. Jedoch variiert der Fokus der Investor:innen von Runde zu Runde: Mal sind es technische Aspekte, ein anderes Mal der Product-Market-Fit. Gemäss Ava sollte mindestens neun Monate vor der nächsten geplanten Finanzierung mit der Vorbereitung begonnen werden.

»Mit Investoren muss man sich wohl fühlen können. Geh mit ihnen auch mal ein Bier trinken.«

Aike Festini

Luckabox Logistics

8. Finanzierungsrunden III: in B2B Funnels denken

Ein besonders spannendes Argument brachte Pascal König ein: Er betrachtet Finanzierungsrunden heute wie einen B2B Marketing Funnel: Am Anfang der Runde muss man mit vielen potenziellen Investor:innen ins Gespräch kommen. Daraufhin vertieft sich das Gespräch mit einigen, doch das Term Sheet sendet man zum Schluss nur wenigen. Meist kommt es nicht zur Due Diligence, daher muss man den Funnel am Anfang des Prozesses stark füllen und möglichst viele Gespräche führen.

9. Firmenbewertung: Trend hin zu kleineren Runden

Noch vor 10 Jahren wurden oft grosse Finanzierungsrunden mit komplexen Auflagen durchgeführt. Nun kommt ein Trend hin zu kleineren Runden mit schlanken Auflagen. Ein Learning ist auch, dass gute Investor:innen kein Interesse daran haben, dass Gründer:innen zu grosse Firmenanteile abgeben müssen. Amorana beispielsweise hat mit Leadinvestor Cédric Waldburger ein sehr gutes Vertrauensverhältnis.

10. Auch bei Negativ-Schlagzeilen das Narrativ kontrollieren

Auch Negativ-Schlagzeilen gehören mal zum Geschäft und prägen die Erfahrungen von Gründer:innen. Aike Festini riet dazu, unbedingt das Narrativ zu kontrollieren. Dies bedeutet: für die Medien besser einen Kommentar abgeben als keinen, diesen vorab gut durchdenken und den Beitrag möglichst vor seiner Veröffentlichung nochmals durchlesen. Dies sei aber auch mit einiger Erfahrung noch ein Balanceakt, weil man nie wissen kann, wie die Leserschaft reagiert.

11. Die Pandemie brachte Chancen und Risiken

Das Panel erlebte insbesondere branchenbedingte Chancen und Risiken: Während die Corona-Pandemie bei E-Commerce-orientierten Firmen wie Luckabox und Amorana einen regelrechten Boost auslöste, kämpfte die Reisebranche mit enormen Einbrüchen, was GetYourGuide besonders stark zu spüren bekam. Die Kurzarbeit und darauf folgende Entlassungen waren für die Mitarbeiter:innen, aber auch für die Gründer:innen schmerzhaft. Auch bei Ava mussten eine Finanzierungsrunde gestoppt und Kosten eingespart werden. Diese Zeit erlaubt es ihnen wiederum, den Fokus erneut zu schärfen und sich erneut bewusst zu machen, dass aus Ava ein profitables Unternehmen werden soll.

»Nachdem die Menschen in der Pandemie Pasta und WC-Papier gekauft hatten, explodierten die Bestellungen im Amorana Sex-Shop.«

Lukas Speiser

Amorana

12. Jeder Fehler ist eine grosse Chance, dazuzulernen

Die abschliessenden Worte kamen von Aike Festini »Jeder Fehler ist eine grosse Chance, dazuzulernen. Auch wenn es dich hart trifft, sei nicht zu hart zu dir selber. Du wirst gestärkt aus der Situation herauskommen. Und idealerweise machst du nicht zweimal den gleichen Fehler.« und Lukas Speiser: »Wenn du alles unter Kontrolle hast, bist du nicht schnell genug. Passe Dinge auf dem Weg an, denn am Ende des Tages hast du nicht versagt, sondern du weisst, welches der nächste Schritt ist.«

»Jeder Fehler ist eine grosse Chance, dazuzulernen.«

Aike Festini

Luckabox Logistics

Ein herzliches »Dankeschön«

Im Namen der Badertscher Rechtsanwälte möchten wir uns herzlich bei unseren Gästen Aike Festini, Tobias Rein, Lukas Speiser und Pascal König für die lebendige Diskussion und die vielen persönlichen Einblicke in ihren Erfahrungsschatz bedanken. Ein Dank gilt auch unserem Partner Previon für die Zusammenarbeit. Der nächste Termin für »start the talk« wird in Kürze bekannt gegeben.

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